5. SONNTAG im Jahreskreis

Evangelium nach Matthäus (5,13-16)

Es ist heutzutage eine oft gestellte Frage: Welche Rolle spielen wir als Christen in unserer Umgebung, in unserer Gesellschaft? Hat das Christentum bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts das öffentliche Leben und das private Leben bestimmt, wird es heutzutage aus der Öffentlichkeit verdrängt und spielt es auch im privaten Leben oft nur noch eine kleine Nebenrolle. Sind wir selbst schuld daran? Beschäftigen wir uns zu wenig mit unserem christlichen Glauben und leben wir ihn zu wenig überzeugend?

Dazu passt folgende Anekdote: Ein Seifenfabrikant sagt zu einem Christen: »Das Christentum hat nichts erreicht. Obwohl es schon bald 2000 Jahre gepredigt wird, ist die Welt nicht besser geworden. Es gibt immer noch Böses und böse Menschen!« Der andere zeigt auf ein ungewöhnlich schmutziges Kind, das am Straßenrand im Dreck spielt, und bemerkt: »Seife hat nichts erreicht. Es gibt immer noch Schmutz und schmutzige Menschen in der Welt!«- »Seife«, entgegnet der Fabrikant, »nützt natürlich nur, wenn sie angewendet wird.« Darauf der andere: »Christsein auch.«

Jesus sagte dies auf seine Art: „Ihr Christen, seid Salz der Erde, Licht der Welt.“ Jesus sagt nicht: „Ihr sollt Salz und Licht sein“, sondern „ihr seid Salz und Licht“, aber natürlich nur dann, wenn wir unser Christsein wirklich leben. Es sind schöne Bilder, die Jesus da verwendet: Salz steht für „dem Leben Geschmack geben“, und Licht für „dem Leben Orientierung, Wärme und Freude“. Als Christen sollen wir uns also nicht aus der Öffentlichkeit zurückziehen, als ob unser Glaube nur Privatsache wäre. Im Gegenteil: Wir sollen unseren christlichen Glauben bekennen, ihn zur Sprache bringen, denn dieser Glaube an Gott hat für Menschen eine große, orientierende, Wärme und Freude bringende Wirkung. Sind wir davon überzeugt? Machen wir diese Erfahrung? Das ist natürlich die Voraussetzung, denn sonst können wir kein Licht und kein Salz sein.

Wenn ich z.B. ein regelmäßiger Gottesdienstbesucher bin, dann kann ich doch dazu stehen. Ich habe die Chance zu sagen, dass der Besuch des Gottesdienstes eben nicht eine bloße Pflichtveranstaltung ist, sondern, dass ich es als eine Zeit betrachte, in dem ich meine Liebe und meine Freundschaft mit Gott pflege.

Menschen, die an Gott glauben, können auf vielerlei Weise »Licht« sein, in Wort und in der Tat, in der Weise, wie sie leben. Oft geschieht das unscheinbar, im Stillen, im Kleinen. Oft sind es die kleinen Taten, die kleinen Worte, die das Leben anderer schmackhaft machen. Dort wo wir ein Herz haben für Arme und Leidende, füreinander. Im Grunde genommen heißt das auch: Wir werden erst dann zu Christen, wenn wir füreinander leben, wenn wir nicht einfach nur für uns selbst sondern füreinander da sind. Das kann ich im Sportverein ebenso wie in der Nachbarschaft, an meinem Arbeitsplatz wie in einem Kegelclub, ohne dabei zu »missionieren«, ohne zu versuchen andere zu bekehren. Es geht darum, durch unser konkretes Verhalten Güte, Liebe, Freude in unserer Umgebung zu verbreiten und dadurch dem Leben Geschmack zu geben. Es geht darum, dass ich als Christ nicht immer gegen etwas bin, sondern für alle Leben fördernden Werte. Christ sein nicht nur für sich selbst, sondern für andere!

Echte Christen sind wohltuende Menschen, die kraftvoll und mit Schwung ihren Glauben leben - weil dieser Glaube für sie eine Lebenskraft ist. Gott wohnt in mir. Er ist durch seinen Geist in mir anwesend. Dieser Gott wirkt in uns und durch uns, oft in einer Art und Weise, dass wir erst viel später merken: Er war es.

Allerdings auch unter der Bedingung: Die Menschen sollen unsere guten Taten sehen, aber nicht, damit wir gut dastehen, sondern: "damit sie den Vater im Himmel preisen". Denn er ist es, der in unserer Güte, Liebe und Freude wirkt. „Ihr seid das Salz der Erde, das Licht der Welt“!

Könnte es sein, dass wir selbst zu wenig Vertrauen in die Sprengkraft und Leuchtkraft unseres Glaubens haben; dass wir selbst noch nicht mit der Überzeugung leben, die Welt genießbar und hell machen zu können? Könnte es sein, dass wir die Möglichkeiten unseres Christseins unterschätzen; dass wir gar nicht wissen, wie wichtig unser Angebot ist?

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